Einleitung zum Wesen der jüdischen Feiertage: Die drei wesentlichen in der Bibel gebotenen Feiertage Pesach, Schawuot (Wochenfest) und Sukkot (Laubhüttenfest) gehen auf antike landwirtschaftliche Feste (erste Getreideernte, erste Weizenernte,...
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Einleitung zum Wesen der jüdischen Feiertage: Die drei wesentlichen in der Bibel gebotenen Feiertage Pesach, Schawuot (Wochenfest) und Sukkot (Laubhüttenfest) gehen auf antike landwirtschaftliche Feste (erste Getreideernte, erste Weizenernte, Erntedank) zurück.
Im israelitischen Kontext waren diese drei Feste Wallfahrtsfeste (zum Tempel in Jerusalem).
Später wurden diese Feste mit biblischen Begebenheiten in Zusammenhang gebracht (Pesach: Auszug aus Ägypten; Schawuot: Übergabe des Gesetzes; Sukkot: Wanderung durch die Wüste)
Die frühesten schriftlich niedergelegte Gebetsbücher sind jene des Amram Gaon, 9. Jh., des Saadia Gaon, 10. Jh., und im 11. Jh. das Machsor Vitry des Simcha ben Samuel, eines Schülers des Raschi, Mischne Tora des Maimonides (12. Jh.)
Siddur: Pflichtgebete
Machsor: liturgische Hymnen (pijutim – nicht obligatorisch); kurzer Hintergrund über die Tradition der pijut-Dichtung und die wesentlichen Dichter. Der Großteil der Mahsorim erschien in zwei Bänden (Frühjahr und Herbst).
Eine reiche Tradition illuminierter Machsorim entstand seit dem 13. Jh. in Süddeutschland; diese wandert später nach Italien weiter
Besondere Schabbatot vor Pesach: Scheqalim (Abgabe zur Errichtung des Temples: Oxford – Michael Machsor, Jerusalem – Worms Machsor, Leipzig Machsor); Zakhor (Amalekiter: Oxford – Laud Machsor); Purim (Esthergeschichte: Oxford – Laud Machsor, Leipziger Machsor); Para (Hohepriester schlachtet die rote Kuh: Oxford – Laud Machsor); Hodesch (Neumond vor Pesach: Oxford – Laud Machzor, Leipziger Machsor)
Sogenannter „Großer Schabbat“: der pijut knüpft an das Hohelied an und die Illustration thematisiert die Liebe Gottes für sein Volk und zeigt ein Paar (Laud Machsor, Leipziger Machsor, Hamburger Siddur – Levy 37). Die Darstellung im Hamburger Siddur zeigt die Braut mit verbundenen Augen, was auf christliche Darstellungen der synagoga zurückgeht (Kathedrale von Tournai, ca. 1250).
Pesach: kurzer Hintergrund zur Pesach-Haggada, die allerdings nicht Teil des Machzor ist. Zu den im Machsor enthaltenen Pesachthemen gehören die Reinigung der Geschirre, die Bereitung der Matzot (ungesäuerte Brote), die Verfolgung der Israeliten durch die Ägypter (Leipziger Machzor, Darmstädter Machsor); Tierkreiszeichen (mitunter in Begleitung von Monatsarbeiten) als Illustration der Gebete für Tau (Frühjahr) und Regen (Herbst): Michael Machzor, Worms Machzor, Leizpig Machsor
Aschkenasische Pesach-Haggadot enthalten zumeist ein reichhaltigeres Programm ritueller Szenen. Als Beispiele dienen Darstellungen aus der Zweiten Nürnberger Haggada (London, Sammlung Sofer) und der eng verwandten Yahuda Haggada (Israel Museum) besprochen. Hier erscheinen die Suche nach Gesäuertem, die Bereitung der Matzot, „Brot der Armut“, Sedertafeln, Fragen des jüngsten Sohnes, die vier fragenden Söhne (Parma Haggada), Jakob zieht nach Ägypten, Knechtschaft (Vogelkopf Haggada), Plagen, Auszug aus Ägypten, Rabban Gamliel, Matza, Maror, Afikoman, zukünftiges Jerusalem
Die Illustrationszyklen mittelalterlicher Pesach-Haggadot haben vier Schwerpunkte: rituelle Themen, Text-relevante Themen, biblische Themen und eschatologische Themen
Schawuot: Übergabe des Gesetzes am Sinai (Laud Machsor, dreibändiges Machsor), "geliebte Hirschkuh, Gabe von Zion" (Worms Machsor)
Herbstfeiertage s. Vortag "Die hohen Feiertage in der Illustration mittelalterlicher Machsorim" https://phaidra.univie.ac.at/detail_object/o:472552
Channukka (Lichterfest): Darmstadt Machsor – Hohepriester entzündet das Licht an der Menorah
Weitere Informationen zu den Festen s. Kurt Schubert, Religion des Judentums, 137–42
(Autorin: Katrin Kogman-Appel)
Das dazugehörige Bildmaterial, welches vom Center of Jewish Art (Hebrew University, Jerusalem) zusammengestellt wurde findet sich unter: http://phaidra.univie.ac.at/detail_object/o:525988
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