Entwicklung des jüdischen Auferstehungsgedankens: das Alte Testament (wie der antike Mittlere Osten allgemein) kennt keinen Auferstehungsgedanken. Erst der griechische trichotomische Seelenbegriff macht den Glauben an eine Auferstehung möglich. Auf dieser Grundlage entwickelt sich im Judentum seit dem 2. Jh. v.u.Z die Vorstellung an die endzeitliche Wiedervereinigung von Körper und Seele.
Diskussion der Darstellung von Ez, Kap. 37 in der Synagoge von Dura Europos (Mitte des 3. Jh. n.u.Z) - Wiederbelebungsszene
Demonstriert den methodologischen Schwerpunkt: Bildanalyse im Vergleich mit dem Bibeltext einerseits und der rabbinischen Literatur andererseits.
z. B.: das fünfte Bild zeigt griechische Psychefiguren mit Schmetterlingsflügeln und weist auf ein Eindringen der spätantiken Schöpfungs- und Auferstehungsgedanken in das jüdische Gedankengut (Echo in den Schriften des Josephus Flavius).
Im Vergleich wird Kurt Weitzmanns Analyse der Prometheussarkophag herangezogen, deren Ikonographie ebenfalls die trichotomische Anthropologie unterstreicht.
Trichotomische Anthropologie wirkt auch auf frühe christliche Vorstellungen (Paulus, Irenäus), und die frühchristliche Ikonographie (Erschaffung der Eva auf dem sogenannten Trinitätssarkophag [dogmatischer Sarkophag], Anfang des 4. Jh.) und später in der Schöpfungskuppel von San Marco in Venedig (wo die Ikonographie auf die Cotton Genesis, Byzanz, ca. 5. Jh., zurückgreift). Diese Nachwirkung steht in gewisser Dissonanz mit der Tatsache, dass die Lehre von der Trichotomie am Konzil von Rom (382), verurteilt wurde.
Der Glaube an ein Zwischenstadium zwischen Tod und Endzeit entwickelt sich sowohl im Judentum als auch im Christentum. In der spätantiken Kunst findet dieser Glaube einen Niederschlag in den Darstellungen des unter der Kürbislaube schlafenden Jonas, die der klassischen Ikonographie des schlafenden Endymion nachempfunden sind (Jonassarkophag, Endymionsarkophag).
Erlösungsgedanke und alttestamentliche Ikonographie in der spätantiken Katakombenmalerei: in christlichen Katakomben kommt dies durch eine große Anzahl von Rettungs- und Erlösungsszenen zum Ausdruck. Diese Szenen vermitteln die Hoffnung auf endzeitliche Erlösung. Mit diesen in engem Zusammenhang steht die, aus der römischen Kultur übernommene Figur des Guten Hirten als Retter. Durch die Taufe und die Eucharistie hat der Gläubige Anspruch auf die endzeitliche Erlösung. Daher sind auch Darstellungen der Taufe, der Brotvermehrung, sowie eines rituellen Mahles in der Katakombenmalerei häufig (Katakombenmalerei).
Das Gegenstück in jüdischen Katakomben zeigt sich in der Verwendung der Tempelikonographie, die auf den endzeitlichen (dritten) Tempel Bezug nimmt (Jüdische Katakombe Villa Torlonia).
Jesusdarstellungen: von Darstellungen der Person Jesu wird in der frühesten Katakombenmalerei zunächst noch Abstand genommen (unter Bezug auf Kanon 36 der Synode von Elvira, Anfang des 4. Jh.). Die Kunst dieser Zeit kennt die Darstellung des jugendlichen Philosophen-Lehrers. Später (seit dem 4. Jh.) erscheint dann Jesus in Szenen der Lazaruserweckung als Sieger über den Tod, ein Gedanke, der eng mit der Siegestheologie der römischen Kaiser zusammenhängt. In diesem Kontext sind auch die frühen Passionsdarstellungen, die von der Kreuzigung und der leidvollen Darstellung Jesu deutlichen Abstand nehmen (Sarkophag des Junius Bassus).
Das Kreuz erscheint als Symbol des Sieges, des jüngsten Gerichtes und der Auferstehung (crux gemmata, Apsiden von Santa Pudenziana und Santi Cosma e Damiano)
Auferstehung und Aufstieg zu Gott: mit diesem Thema wird die enge Beziehung zwischen der jüdischen und christlichen Kunst angesprochen. Der Aufstieg Moses auf den Berg Sinai (byzantinische Handschrift, 10. Jh. oder Mosaik in der Basilika von Santa Katharina, Sinai) wird mit der Auferstehung Christi in Zusammenhang gestellt (Münchner Elfenbein, c. 400)
Ein wesentliches Thema der frühchristlichen und frühjüdischen Kunst ist die Darstellung Gottes. Eine anthropomorphe Gottesdarstellung gibt es nicht; das Eingreifen Gottes wird durch Darstellungen der Hand Gottes veranschaulicht (Synagoge von Dura Europos, Münchner Elfenbein)
Diesen frühchristlichen Darstellungen ist, gewissermaßen im Kontrast, das Himmelfahrtsbild im altsyrischen Rabbula Evangelium aus dem Jahr 586 gegenübergestellt, die auf die Johannes- und Ezechielvisionen zurückgreift. Hier ist eine im Glanz eines Regenbogens auffahrende Christusgestalt gezeigt, die in einen ikonographischen Zusammenhang mit Darstellungen heimkehrender siegreicher Imperatoren gebracht werden kann. Darin zeigt sich wieder deutlich, dass in den frühchristlichen Verbildlichungen der Passion und der Auferstehung in erster Linie der Sieg über den Tod thematisiert ist (Rabbula Codex, Himmelfahrt).
Zu dieser Ausführung gibt es weitere Schriftquellen in: Kurt Schubert, "Die Entwicklung der Auferstehungslehre von der nachexilischen bis zur frührabbinischen Zeit," BZ (Byzantinische Zeitschrift?) 6 (1962), 177–214
(Autorin: Katrin Kogman-Appel)
Das dazugehörige Bildmaterial, welches vom Center of Jewish Art (Hebrew University, Jerusalem) zusammengestellt wurde findet sich unter: http://phaidra.univie.ac.at/detail_object/o:526664
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