Methodischer Hintergrund: der Vortrag behandelt die Darstellungen aus der Kindheitsgeschichte Jesu aus den Evangelien. Der frühchristlichen Praxis folgend, wurden die Inhalte auf die aktuelle Tagespolitik bezogen. Es gilt also die christlichen Inhalte in ihrem Verhältnis zu zeitgenössischen politischen Themen zu prüfen.
Kurze Beschreibung des Mosaikschmuckes aus dem 5. Jh. (Triumphbogen und Langhauswände). Diese stammen aus der ursprünglichen Bauphase, die laut einer (nicht mehr erhaltenen) Inschrift in das Pontifikat Papst Sixtus’ fiel (432–40); die Errichtung der Maria geweihten Kirche ist mit dem Konzil von Ephesus zu verbinden, an dem die Gottesmutterschaft Marias (Theotokos) beschlossen wurde.
Eine andere Inschrift am Triumphbogen selbst bezeichnet Sixtus als den „Bischof des Volkes Gottes“, was bereits einen deutlichen Bezug zum politischen Status des Bischofs von Rom herstellt.
Die Anordnung der Evangeliumsszenen entspricht nicht jener des Evangeliumstextes selbst. Davon abgesehen sind einige wesentliche apokryphe Elemente zu beobachten, welche die davidische Abstammung Marias, sowie die priesterliche und königliche Doppelfunktion des zu erwartenden Messias untermauern. Diese Doppelfunktion ist in der Darstellung zweier Gebäude angedeutet, nämlich der „Häuser“ Levi und Juda; zum Vergleich: Apsismosaik aus der Kirche von Parenzo (Verkündigung und Heimsuchung, 6. Jh.; armenisches Evangeliar aus Edschmiazdin, 10. Jh.; syrischer Rabbula Codex, 6. Jh.). Aus einer Vorzeichnung, die bei Restaurierungsarbeiten in der Apsis freigelegt wurde, geht hervor, dass möglicherweise eine Verkündigung an Zacharias geplant war, die den Bezug zur priesterlichen Abstammung der Familie Marias untermauern sollte.
Im ersten Langhausmosaik, der Begegnung Melchisedechs mit Abraham wird der Priesterstand ebenfalls thematisiert.
Das Argument wird in der Darbringung Jesu im Tempel weitergeführt. Hier erscheint ein Repräsentant des Priesterstandes, der seine Recht einer Matrone reicht und damit eine Eheschließung andeutet. Damit ist ein Bund Jesu mit der Kirche, der vielfach bei Ambrosius angesprochen wird, angedeutet. Die Architektur des Tempels trägt Züge des Roma-Tempels, also Roms Nationalheiligtum. Einer der Priester ist in der traditionellen Physionomie Petrus’ dargestellt, womit ein deutlicher Bezug zum Papsttum hergestellt wird.
(Autorin: Katrin Kogman-Appel)
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