Kontroverse geht auf die Spätantike zurück – sowohl in der Theologie, als auch in der Gesetzgebung (Codex Theodosianus)
Agobard von Lyon (820er-Jahre) – Ideal einer reinen christlichen Gesellschaft
1096 – Verfolgungen im Rheinland im Zuge des 1. Kreuzzugs
1240–48: Pariser Talmudprozess
Beschuldigungen der Hostienschändung und des Ritualmordes
Wirtschaftliche Marginalisierung der Juden durch ihre Einschränkung auf das Pfandleihgeschäft
Um 1300 – Vertreibung der Juden aus Frankreich und England
Pestjahr: Beschuldigung der Brunnenvergiftung
Vertreibung der Juden aus zahlreichen Reichsstädten im 15 Jh.
Die christlich-jüdische Kontroverse schlägt sich seit dem 9. Jh. (im karolingischen Reich) im Bild nieder – Monopolstellung der Juden im internationalen Handel.
Erstmalige Darstellung von Ecclesia und Synagoga - Drogosakramentar (ca. 830, Judentum als bärtiger Greis dargestellt); karolingische Elfenbeinreliefs mit Kreuzigungsszenen (Synagoga wendet sich ab)
Das Thema von Ecclesia und Synagoga ist auch aus der byzantinischen Kunst bekannt (Paris, BnF, gr. 74)
Uta Codex (1000-1025) – Synagoga mit verdeckten Augen
Kreuz der Gunhild von Dänemark – 1050–1075
Apsisbogen, Spentrup (Dänemark), ca. 1200 – Synagoga sticht auf Agnus Dei ein
Liber Floridus des Lambert von St. Omer – ca. 1120
Patene von Wilten, 1160–70: Synagoga am Höllentor
Augsburger Psalter, 13. Jh.: Höllenfahrt der Juden . In christlichen Weltgerichtsszenen erscheinen die Juden immer auf der Seite der Hölle
Hortus Deliciarum der Herrade von Landsberg: Hölle mit eigener Abteilung für die Juden
Sakramentar von Tours – 12. Jh. – Entschleierung der Synagoga
Kathedrale von Chartres – Anfang 13. Jh: Ecclesia und Synagoga – die Blindheit (Verschleierung der Augen) ist nicht mehr nur zeitweilig, sondern ein Teufel schießt einen Pfeil in die Augen der Synagoga, und die Blindheit kann nicht mehr behoben werden
Weltgerichtsszene am Tympanon der Kathedrale von Bourges – Teufel mit „typisch jüdischer“ Physignomie
Chorgestühle Kloster Pöhlde (1284) und Erfurt (ca. 1400) – diffamierende Motive: Bockskopf, Judensau
Das „Lebende Kreuz“ von Thörl Maglern – 1485–89: Hand Gottes sticht die Synagoga mit einem Schwert nieder
Antijüdische Ikonographie in Passions –und Kreuzigungsszenen: Psalter aus Lüttich (Pilatus mit Judenhut und daher als Jude gekennzeichnet); Psalter aus Konstanz (römische Soldaten als Juden kenntlich gemacht)
Karikaturistische Darstellungsweisen – Stundenbuch aus Salesbury (ca. 1280) – Hohepriester und Mitglieder des Sanhedrin mit teuflischen Fratzen
Ikonographie des Judenhutes - kann auch neutral belegt und in hebräischen Handschriften auftreten (Vogelkopf-Haggada)
Judensau: Das Motiv geht wahrscheinlich auf einen Brauch beim Judeneid zurück; wie aus dem Schwabenspiegel hervorgeht, mussten Juden beim Eid auf der blutigen Haut einer Sau stehen. Uppsala (14. Jh.); das Motiv tritt dann seit dem 16. Jh. in zahlreichen Drucken auf
Anti-christliche Polemik in der jüdischen Kultur: Motiv des Blutbades des Pharao (im Blut israelitischer Kinder) aus dem Midrasch als Thematisierung anti-jüdischer Verfolgung und „Antwort“ auf Anschuldigungen des Ritualmords (Zweite Nürnberger Haggada, 15. Jh., Venezianische Haggada, 1609, Abraham aus Ihringen im Elsass, 18. Jh. )
Italienischer Psalter in Parma: Illustration zu Psalm 83 – ein Mönch predigt drei Lanzenträgern die Ausrottung der Juden (13. Jh.)
London, British Library, Add. 14761 – Sefardische Haggada (14. Jh.): Randillustrationen zeigen einen Hund, der einen Hasen bedient; in der Endzeit wird der Verfolger zum Diener.
Rylands Haggada (Manchester, 14. Jh.): Jagdmotiv mit dalmatinischen Hunden (in schwarz-weiss) als Verfolger des Judentums. Die Hunde sind als Hinweis auf den Dominikanerorden zu verstehen (Dominikaer als „domini canes“ im Kampf gegen Unglaube und Ketzertum)
Jagdmotiv als Allegorie der Verfolgung: Zweite Nürnberger Haggada – Esau (das Christentum repräsentierend) als Jäger; Wormser Machsor – Jäger mit Teufelsfratze und Hahnenfüßen von Dämonen
Holzschnittserie mit Darstellungen des angeblichen Ritualmordes an Simon von Trient, 15. Jh.
Moderne Auseinandersetzungen mit Verfolgung, und Ökumene: Marc Chagall: Bild des Gekreuzigten als Ausdruck jüdischen Leidens
Ernst de Gaspari, Eggenburg, Niederösterreich, Fokus auf Ökumenismus und Schoa
(Autorin: Katrin Kogman-Appel)
Das dazugehörige Bildmaterial, welches vom Center of Jewish Art (Hebrew University, Jerusalem) zusammengestellt wurde findet sich unter: https://phaidra.univie.ac.at/detail_object/o:526507
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